Stevens-Cup, Stadtwald Neumünster
Ich biege um die Ecke und denk‘ ich spinne: Das Rad meiner Freundin hängt senkrecht im Ast und sie tanzt mit dem Rad!
Ihr braucht überhaupt nicht so blöd zu lachen: DAS! WAR! NICHT! WITZIG! (zumindest nicht für mich).
Nachdem mir Teamchef Jörg letzte Woche ordentlich die Leviten gelesen hatte, hab ich mich vorbereitet. ELLENBOGEN RAUS AM START!! Aus der 1. Reihe. Pfiff. Klick. Startschuss -ich hab beim Schreiben schon wieder Herzklopfen – Treten. Schalte. Treten. Schalten. Tretenschalten. Tretenschalten. 1. Kurve: Susi Platz 4. Jetzt bloß nicht nachdenken. Ist eh kein Blut im Hirn. Kurve. Bremsen. Treten. Schalten. Ich blicke mich an 5. Position liegend um: da ist niemand mehr. Nur nicht nachdenken. Nicht an die Beine, nur an die Strecke denken. Wurzel. Drumrum.
DRANBLEIBEN RAUTENBERG SONST GIBT’S MECKER!! „Fahre nicht ne halbe Runde hinterher, gleich überholen, dann bleibst Du dran!“
Sagte der Teamchef. Ich also beherztes Angreifen im Matschloch. Links an der Konkurrenz vorbei. Da gleich der fatale Fehler und ich kann es leider nicht richtig beschreiben, weil alles so schnell ging… „Ellenbogen raus!“ – man häte mir ja auch sagen müssen, dass der Ellenbogen irgendwann wieder eingefahren werden muss…: selbiger zu dicht am Baum, Vorderrad gräbt sich in den Matsch und mitmal ist der Ast diagonal um den Lenker und HINTER der Pedale verhakt. So, als ob ich einen Besenstiel transportieren wollte, der dann alles blockiert. Was ein störrischer Ast. Garantiert Stier von Sternzeichen. Ich hab es mit Ruhe versucht, mit Schütteln, mit Ziehen und mit Drücken.
„Da ist noch niemand, du kannst es schaffen!“ Das Rad hing senkrecht (also HOCHKANT) im Baum. Ich hätte dank Schnappatmung fast `nen Herzinfarkt bekommen. NIX GING!
Jööööööööörrrgggggggggggggggggghhh!
Schreie ich verzweifelt in den Wald, während ich aus den Augenwinkeln sehe, dass -zisch- nacheinander 14 Konkurrentinnen an meiner Tanzeinlage vorbei fahren. Dann endlich gibt der Ast nach und ich merke, dass sich die Kette zwischen den Ritzeln verhakt hat. Was ein schwarzer Tag. Tatsächlich schaffe ich es, die Kette wieder funktionstüchtig zu machen und nur einen Wimpernschlag lang dachte ich: „Ich kann es auch genau so gut lassen!“
Passend zur Wildsaison ist mein Jagdinstinkt erwacht und in der Sekunde beschließe ich, das Feld von hinten, ach – von ganz hinten aufzurollen PLATZ 19, was eine Schmach… Ich bin getreten um mein Leben! Zuerst hilflos und mutlos. Dank der Zuschauer, die mich von Strecke zu Strecke von Abschnitt zu Abschnitt peitschten merkte ich: da geht noch was. Am Horizont tauchen die ersten Mädels auf: ATTACKE ELLENBOGEN ICH KOMME PLATZDA!!! Ihr Lieben, an dieser Stelle ein herzliches Dankeschön an Euch ALLE für das problemlose „Platz machen“ und „passieren lassen!“ Sehr sportlich! Gezählt hab ich nicht (wie denn, wenn das Blut im Bein ist…), wieviele ich überholt habe. Als dann die schnellste Piratin vor mir auftauchte, hab ich nur gedacht: „hol sie Dir!“ und konnte sie noch kassieren. Sicher wäre mehr drin gewesen, hätte ich nur besser aufgepasst: „Hätte Hätte Fahrradkette“ (WIE PASSEND!) hilft bekanntlich nicht weiter und so bin ich mit einem blauen Auge und viel Wut im Bauch über die Ziellinie gerast.
2 Kaffee und einen Frustkuchen später konnte ich schon wieder lachen und über die vielen Kommentare grinsen – ja, so ist das: wer den Schaden hat braucht für den Spott nicht sorgen!
Anne und Lena kämpften ums Podium – zu schade, dass ich das verpasst habe. Hätte Hätte Fahrradkette…, Julia hatte einen sehr guten Start erwischt und kam und konnte sich bei fast 20 Teilnehmerinnen einen Top 10 Platz ergattern:
Platz 3 für Anne, Holzmedaille für Lena, Platz 6 für Susi und Platz 8 für Julia. Im Gesamtklassement fährt Lena weiter im Gelben Trikot und Anne konnte sich mit ihrem fulminanten Treppchenplatz auf den 2. Gesamtplatz vorarbeiten. Susi trotz unfreiwilliger Tanzeinlage auf Gesamtplatz 4 und Julia auf Platz 6. Das kann sich vorerst sehen lassen!
Lieber Gruß von „Treetonka Tanzuse“
„Die mit dem Baum tanzt“