Stevens-Cup Norderstedt (Teil II)
„Kann ich auch was helfen?“
sra. NORDERSTEDT/Kreis Segeberg. Nachdem die Helfer gestern nach Einbruch der Dunkelheit den Rantzauer Forst verlassen und den Grafen fast vergessen haben (wir berichteten), geht es heute Punkt 7 erneut zur Sache: Der erste Herbststurm fegt des Nachts über Norddeutschland und nicht nur der Verfasser dieses Artikels wälztet sich schlaflos im Daunenbette: Was, wenn erneut Blätter auf der Strecke liegen? Was, wenn Äste mit dem Durchmesser eines Zahnstochers vom Baum fallen? Was, ja, WAS IN ALLER WELT PASSIERT, wenn der Graf zurück aus der Gruft kommt?!
Einigermaßen beunruhigt und mit müden Äuglein steht die Helferschar weit vor Sonnenaufgang im Wald – oder was nach dem Fegen davon übrig geblieben ist – und bereitet den Feinschliff für das Rennen vor. TATSÄCHLICH: Hie ein Blatt, da ein Ast und beim Besichtigen des Rundkurses wird schnell klar: der Graf ist nicht zurückgekehrt. Möglicherweise hat er seinen Irrtum rechtzeitig bemerkt und ist nach Barmstedt gefahren, um dort SEINEN Rantzauer Forst Wald einzupacken? Vielleicht hat er sich einfach im Wald geirrt? Man wird es nie herausfinden. Macht nix.
Die kompletten 5000m Flatterband flattern jedenfalls einträchtig im Wind, die Blätter sind schnell beseitigt und alles ist tiptop vorbereitet, als der Sturm um 09.30 Uhr zum ersten Rennen pfeift. An dieser Stelle sei die Frage erlaubt, ob ein CROSS-WAV „Sturm“ als Nachnamen tragen darf? ist das nicht das Heraufbeschwören einer Blätterkatastrophe? Oder am Ende nur ein Künstlername? Wir wissen es nicht.
In gewohnter Manie, ohne Pannen, mit viel Elan auf Helfer- und Sportlerseite folgt ein Rennen, folgt ein Highlight auf das nächste – bis es gegen Mittag zum beliebten Frauenrennen kommt. Ich horche in mich hinein – geht es mir gut? JA. Ich frage mich, soll ich aufs Rad? NEIN. Bin ich aufgeregt? JA. SEHR. Ich gucke genauso oft auf die Uhr, als ob ich selbst im Rennmodus wäre. Kein Wunder. Soll heute doch der erste Tag sein, an dem es so kühl ist, dass das eine oder andere Teammitglied am Start eine Jacke abgeben möchte? Ich helfe gerne, stehe grinsend am Start und freue mich über die aufgeregten Hühner, die nach des Sturms Pfeife tanzend losrasen.
Unser Crossteam Bertram & Römer erwischt einen sehr guten Start: alle Fahrerrinnen können sich eher vorne als in der Mitte nach der ersten Kurve wiederfinden. Saustark!! Knapp 20 Sportlerinnen kämpfen die nächsten 40min. um Ruhm, Ehre und Anerkennung. Lena schafft es, von Beginn des Rennens auf Platz 2 und gibt diesen bis zum Schluss nicht mehr her: das kann sich sehen lassen, die Freude ist groß!! Anne kämpft ums Podium, „sie will es nochmal wissen“ so staunt das begeisterte Publikum am Streckenrand, beinahe gelingt ihr ein Lächeln – was aufgrund der großen Anstrengung eher wie ein misslungenes Grinsen anmutet. Am Ende muss sie sich zwar von den „beinahe halb so alten“ Damen Jule und Beni geschlagen geben. Dennoch sind alle wieder einmal imponiert: Platz 5! Antje-Solveig-Silke. Antje-Silke-Solveig. Die drei Damen schenken sich nichts, Antje ist bis kurz vor Schluss die Führung in diesem Trio und muss sich am Ende doch geschlagen geben; das hohe Anfangstempo zollt seinen Tribut.
Der Teamchef kann stolz auf seinen Fischschwarm sein, alle Damen beenden das Rennen in den Top 10! Lena auf 3, Anne auf 5, Solveig auf 7, Silke auf 9 dicht gefolgt von Antje auf 10.
Weiter geht es mit den Rennen der Herren, Senioren- und Hobbyfahrern und es zeigt sich auch hier: gerast, gekämpft und geschwitzt wird überall. In welcher Geschwindigkeit auch immer – niemand fährt im Wald spazieren, jeder kämpft wie er kann und wir sind imponiert, welch Fangemeinde die Hobbyfahrer haben: Belgische Verhältnisse am Streckenrand trifft es am besten. Das hat richtig Spaß gemacht, dort zuzugucken.
Die Verpflegung für Mann & Maus sowie für Kind & Kegel ist hervorragend wie schmackhaft: Unzählige Kuchen, Puffer und Torten dazu Brötchen, Wurst und Erbsensuppe finden genügend Abnehmer. Der Veranstalter RV GERMANIA HAMBURG von 1923 e.V. arbeitet Hand in Hand mit dem Sponsor STEVENS, die Sonne scheint, die Menschen sind froh, alle lächeln selig. Alles ist schön.
Am Ende des Tages gibt es erneut Kuriositäten zu bestaunen: kaum ist das letzte Rennen zu Ende, die Sportler sind just im Ziel, da heißt es: ALL HANDS ON DECK! AUFRÄUMEN! Wie ein Bienenschwarm stoben die Helfer, Helfershelfer und Praktikantenhelfer (DANKE JULE!!!) auseinander, um den Wald zurück an Ort und Stelle zu bringen: Da werden Blätter unter den Baum gelegt, Stolperäste zurück auf die Wege gebettet. Flatterband wird ab-abgeflattert – man wartet förmlich auf die Order des B., man möge doch „aus budgetgründen das Band bitteschön sehr gerne knitterfrei aufrollen – für 2015!“. Jedoch genau DAS passiert nicht und so räumen sie auf, was der Wald hergibt. Ein frommer Wunsch der Helfer, die nach 2 vollen Tagen Dauereinsatz schnellstens Feierabend machen möchten: Jede Hand – und wenn sie noch so klein und langsam ist – wird gebraucht. Möge sich beim nächsten Mal die eine oder andere (Team-)Kollegin entscheiden mitzuhelfen, also meinen Segen hätte sie!!
POTZBLITZ. Es ist wirklich verrückt: um Punkt 18 Uhr stellen die üblichen Verdächtigen fest: der Wald ist zurück an seinem Platz und damit sich selbst überlassen. Bis zum nächsten Mal. Wir sind dann mal weg.
Genau wie Graf Otto!
In diesem Sinne, wir sehen uns im (gefegten) Wald
Eure Suse Rautenberg