Stevens-Cup Bad Doberan
N E I N ! Jetzt echt nicht, Scheibenkleister, wirklich nicht. Bin gleich wieder da!“
War das ein Wiedersehen am Tag vor dem Rennen! Waldboden mit duftendem, nassen, glitschigen, ungefegten Laub! Längs und quer liegende Wurzeln à la Natur. Eine Startgerade aus Schotter, umgeben von Bäumen, die seinesgleichen sucht! 2 Hügelchen zum Dampf ablassen. 20 einfache, mittelschwere und verzwickte Kurven. Matschboden. Und last but not least die dampfgebügelten und handgestärkten Stoffnummern.
Crosskurs is back again! Wie schön!! Und als uns „Molli“ (die olle Bad Doberaner Eisenbahn) nach dem Training am Samstag bis zum Hotel begleitete und zum Abschied tutete, war es um mich geschehen: Ich liebe Bad Doberan!!
Ich sehe durchaus ein, dass wir unterschiedliche Strecken im Rahmen der Crosssaison benötigen. Schließlich sollen „alle“ ihre Lieblingsstrecke bekommen. Umso mehr freue ich mich, wenn es endlich wieder einen richtig schönen Rundkurs im Wald, am Wald und um den Wald herum gibt: www.vorfreu.de
Über Nacht wollte Antje den fiesen Hügel bei Start/Ziel einfach „besiegen“, sie meint, sie könne ihn wegatmen. Ich hab‘ mal nix gesagt. Wir Crosser sind ja alle ein wenig gaga. Hab schön blöd geguckt, als es nächsten Tag hieß: der Hügel ist raus. Zu gefährlich. Ein Schelm, wer böses dabei denkt.
Nieselregen statt Schneewüste – immerhin! Für den Veranstalter immer noch nicht „das perfekte Wetter“ – aber sie haben gezeigt, dass sie zumindest dran sind. Am Wetterverhalten. Und bis zum Startschuss der Damenriege brach der Himmel auf und die Sonne samt blauem Himmel kam zum Vorschein: mal so schön! Ach Bad Doberan, du unterschätzte Schönheit 5km von der Küste entfernt.
Mit Trixi Worrack im Schlepptau begaben wir uns zur Startaufstellung. Heute hatte Stephan Sturm so seine liebe Not mit uns. Wir waren unaufmerksam, gackerig und als die Teamchefin keinen Transponder am Fuß hatte – dieser Moment in seinen Augen, wenn er schreien möchte und dann doch lacht: TAPFER STEPHAN, TAPFER!!
Startpfiffttttt! Rein in die Pedale, runter vom Sattel und VIERHUNDERT METER TRETEN RAUTENBERG NICHT DENKEN TRETEN NEIN DAS TUT NICHT WEH JA DAS MACHT SPASS SCHALTEN SCHALTEN SCHALTEN UND NICHT HINSETZEN. Pffffffffffffffffffft. Endlich kommt die ersehnte Kurve, in die ich mich als vierte hineinwerfe. Geht doch! Freu mich. Matsch. Kurve. Matschkurve, die Jugend drängelt von hinten. Nagut, Yvonne, fahr‘ zu. Bleib bei den Rennsemmeln. Zeig, wie du treten kannst – und weg sind sie. Anne, Jule und ich haben dann die zweite Gruppe eröffnet, es fand sich niemand, der mit uns fahren konnte/wollte und so sind wir ein paar Runden zusammen gefahren. Ein tolles Gefühl in einem super Rennen. Anne war etwas langweilig, sie hat das Weite gesucht und die restlichen Runden sind wir unter lauten Anfeuerungsrufen zusammen gefahren. Die Jule und ich. Blitzlichtgewitter an der Strecke. Vorletzte Runde. Einer schreit vom Streckenrand (ein Witz – ich habe verstanden!!!): „Jule fahr zu, die hinter dir kann nix!“ und will sich ausschütten vor Lachen. Ich musste auch grinsen (da gibt’s sogar ein Foto von!) und denk mir meinen Teil. Angreifen ist die Antwort und ich hab mir genau angeguckt, wo der beste Moment ist. Letzte Runde wird eingeläutet. Ein letztes Mal die Start-/Zielgerade (hab ICH etwa behauptet, dass das Ding TOLL sei…?? ), ein letztes Mal die Kurven, der weiche Waldboden, ein letzter beherzter Hüpfer über die wieder viel zu hohen Hürden. HIER DARF ICH MICH JETZT NICHT HÄNGEN LASSEN! Jule mit ihren Gazellenbeinen, dann springt sie weg. Sie überspringt die Hürden, als ob sie Sprungfedern unter den Klickies hat. Konzentriere Dich, Rautenberg. Den Hügel hoch. Nur noch Einmal. Die Beine brennen. Links an den Steinen vorbei, rechtzeitig schalten, um die Kurve. Und jetzt. ANGASEN, nicht denken, TRETEN. Seine Freundin zu überholen, ui, dafür brauchts dann doch Mut, ich hab mich zusammengerissen und bin um mein Leben getreten.
Was sagt der Teamchef immer: „Rauti“, sagt er, „Du musst Dich bis zum Schluss konzentrieren.“ Und „erst hinter der Ziellinie ist das Rennen zu Ende“. Und so hab ich getreten, geguckt, geschaltet, mich in die Kurven geworfen und bin mit einem glücklichen Seufzer mehr als zufrieden als 5. über die Ziellinie gefahren.
Yvonne war da längst im Ziel, sie konnte Runde um Runde an Lisa dranbleiben. Zuletzt fehlte ihr als Straßenfahrerin zwar die nötige Routine, aber sie hat gezeigt, dass mit ihr zu rechnen ist. Wir drücken die Daumen!!
Anne hat sich abgesetzt und musste ihr Rennen alleine nach Hause fahren.
Antje fuhr ein super Rennen und hat wieder gezeigt, dass ihre Formkurve weiter nach oben steigt. Letztendlich fehlte ihr am Ende die nötige Kraft in den Beinen, wohl auch Routine und sie musste Solveig ziehen lassen, die wiederum mit viel Herzblut gekämpft und gezeigt hat, dass junge Mütter niemals zu unterschätzen sind.
Am Ende des Rennens gab es Platz 3 für Yvonne, Platz 4 für Anne, Platz 5 für Suse, Platz 7 für Solveig und Platz 8 für Antje. Auch wenn wir unsere Podiumsplätze vom letzten Jahr nicht wiederholen konnten (unvergessen das Schneerennen mit Platz 1+2), so sind wir dennoch sehr zufrieden und haben unser Tagesziel erreicht!
In diesem Sinne, wir sehen uns im Wald
Eure Suse Rautenberg