Landesmeisterschaft der Nordverbände in Dassow
IST DAS DEINE MUTTER?!“
Selten hat man mich so sprachlos wie pikiert gesehen und dank des schnellen Eingreifens seitens Antje ist nix schlimmeres passiert.
Rückblick: Es war ANNO 2005 als Thomas und ich in Dassow eines unserer ersten Crossrennen bestritten. Wir waren so neu, wir waren sozusagen noch eingepackt!! Deutschland Cup. Aha. Sagt mir nix, macht aber nix. Die blau-weißen Stoffnummern haben es uns angetan, die Strecke fanden wir – mangels Vergleichsmöglichkeiten – voll toll: „Kopfsteinpflaster-Wiese-Kurve-Wiese-Kurve-Hüpfen-Wiese-Kurve-Deich-Wiese-Kurve. Atmen. Wiese-links bergauf durch den Apfelhain. WAR DAS STEIL! und glitschig. Oben angekommen scharf links auf den Feldweg und gleich wieder links über Stock und Stein zurück zu Start/Ziel. Das ist heute leider anders, dem Bauboom sei Dank.
Am Start stand ich mit meinem ALAN und bepackt wie zur Trainingsausfahrt: mit ERSATZSCHLAUCHTASCHE inkl. Equipment. NIEMALS werde ich vergessen, wie eine dieser durchtrainierten Hühner zu mir sagt: „Das mit der Tasche ist aber nicht Dein Ernst!“ Ich hätte fast geweint, so hab ich mich geschämt. Bevor ich im Boden versinken konnte kam der Startpfiff und alle flogen davon. Ich immer hinterher (das mach ich heut noch so), Minuten nach den anderen komme ich in den Matschhügel, Gewicht immer schön nach vorne (ich wusste GAR NIX!!). Oben angekommen – wer kann es mir verdenken – fuhr ich 2km/h in Schlangenlinien, immerhin ohne hinzufallen, da tönt es aus dem Baum: „Los, fahr zu, da ist meine Oma ja schneller!“ RABENBRATEN. Ach, die Jungs sind heute 15 Jahre und haben mich vergessen. In der 2. Runde am Matschhügel stand einsam ein Zuschauer und rief, mit seiner Kuhglocke klingelnd: „Püppi, sag mir Deinen Namen, dann feuer‘ ich Dich an!“ Ach, Seufz. Mein erster Fan. Rolf Lindenau. Dass ich Jahre später immer noch mit seiner Familie crosse, mitfiebere, schnötere und trainiere… Das ist schön. Danke Rolf!
Warum ich das erzähle? Ich weiß nicht, was ich schreiben soll. Die Strecke in 2013 entschärft, der Megamatschhügel ist aus heutiger Sicht ein „bergauf Stück mit Laktatgarantie“ und der Rest der Strecke glich eher einem Straßenrennen mit Sandkiste als einem Crosskurs. Mir hat ein wenig die Liebe zum Detail aus 2005 gefehlt. Immerhin: die Stoffnummern gibt es noch!
Wir Frauen haben am Start gegrübelt, wie wohl die Startaufstellung angesagt wird? Punkte DC? Punkte Stevens-Cup? LVM Ergebnis 2012? Also, keine Startaufstellung à la „first come first serve“ ist auch keine Lösung finde ich.
Startschüsschen. Und es folgte der schlechteste Start meine Radrennlaufbahn. Es war kurz vor peinlich. Eine vor mir startende Konkurrentin kam nicht in die Pedale, ich nicht vorbei und ich bin gefühlt als 100ste in die Wiese eingebogen.
Die nahende Sandkiste wollte ich auf meiner ausgesuchten Ideallinie durchfahren. Ganz schlechte Idee, wenn schon 10 Frauen vor dir in die Kiste hüpfen. Hüpfen. Hätte ich man auch machen sollen. Fahren war definitiv in dem Moment zu Ende, als vor mir jemand fiel. Ich kam nicht rechtzeitig aus der Pedale und legte mich dahinter, während das gesamte Feld schweigend an mir vorbei fuhr. Selber Schuld, Rautenberg!
So bin ich als allerletzte aus dem Sandloch raus und musste für die nächsten 8 Runden das Feld von ganz, von ganz weit hinten aufrollen. Einziger Trost: Ein rasanter Start mit anschließendem verpuffen der gesamten Energie war – so gesehen – auch keine Lösung und ich konnte zumindest angreifen. Jedes einzelne Huhn hab ich mir geschnappt – an dieser Stelle möchte ich mal loswerden, wie fair es zuging, allen voran Naima, die fast zur Seite sprang, als ich an ihr vorbei fuhr.
Ich hab mir dann ein anstrengendes Rennen mit Teamkollegin Antje gegeben, konnte mich rechtzeitig und entscheidend in der vorletzten Runde absetzen – an der auf Sicht fahrenden Jule kam ich weder ran noch vorbei; ich hatte zuviel Federn bei der Aufholjagd gelassen.
Macht nichts! Es war ein schönes wie faires Rennen, ich hab wieder dazu gelernt: und niemand hat mich Oma genannt. Nur Mutter. Später im Ziel. Aber man wächst ja mit seinen Aufgaben.
Anne hatte heute einen kaffeeschwarzen Tag. Erst will das eine Rad nicht, dann muckst das zweite Rad und wenn es mal nicht läuft. läuft’s gar nicht. Böse Zungen behaupten, sie sei von einem gewissen „Mario“ zum Kaffee trinken eingeladen worden und hat aus diesem belgischen Grund die Rennstrecke unerlaubt verlassen. Kann man glauben, muss man aber nicht.
Antje ist angriffslustig gefahren, konnte sich sehr gut im Feld behaupten und hat gezeigt, dass das Training mit der Chefin nicht nur Spaß macht, sondern auch etwas bringt.
Beste aus unserem Team – auch wenn wir heute für unseren Verein gestartet sind – war Solveig, die es tatsächlich geschafft hat, NICHT von Trixi Worrack überrundet zu werden. Das ist eine reife Leistung, zumal Solveig durch Babypause und Kind stillen 5min. vorm Start sicher nicht die einfachsten Voraussetzungen hatte.
Unsere Ergebnisse:
Solveig: Vize-Meisterin der Nordverbände und Hamburger Meisterin im Radquerfeldein.
Antje: Platz 5 Gesamt und 3. Platz für Hamburg
Susi: Platz 4 Gesamt und Vize-Meisterin Schleswig-Holstein
In diesem Sinne, wir sehen uns im Wald
Eure Suse Rautenberg