Deutsche Meisterschaft im Radcross, Sportstadt Bad Salzdetfurth
Belgische Verhältnisse
Was ein Wochenende!
Nach kompletter Fehlplanung im Rautenbergschen Terminkalender kamen Tom (unser TEAMBETREUER!!) und ich nach 2 ½ Stunden Schlaf übermüdet und unterzuckert Samstag um 8 Uhr in der Sportstadt Bad Salzdetfurth an. Sportstadt! WOW: Da wird die für viel Geld gebaute Umgehungsstraße kurzerhand zum Parkplatz umfunktioniert. Und die Salzhalle als Unterstell- und Übernachtungsmöglichkeit für WoMos. Wir staunen und stellen uns vor, wie eines Tages in der UeNa stehen könnte: Sportstadt Haselau. Wir kichern!
Motiviert bis in die Haarwurzeln sind wir auf die Strecke. Startgerade ohne Gnubbel ohne Kurve. Soweit zu den guten Neuigkeiten! Was uns danach erwartete, hab ich in meinem Crosserleben nicht gesehen oder erlebt. Alles bisher dagewesene ist ein Kindergeburtstag gegen diese Strecke: Die 4-wöchige Regenperiode ist auch an Bad S. nicht spurlos vorüber gegangen. Lecker Lehm, sag ich nur! Das an sich war nur die halbe Wahrheit, denn die ganze Pampe war GEFROREN!!! Schön, dann wird das Rad nicht so dreckig! Schade, dann bekommt es Kratzer. Genau wie wir?!! Die Sonne strahlte Samstag den ganzen Tag vom Himmel, der Parcours weichte auf und so wurde im wahrsten Sinne des Wortes eine Schlammschlacht daraus. Es gab nix, was es nicht gab: Laufpassage im Sand, enge und weite Kurven, Matschlehm über und überall, das kann man sich nicht vorstellen. Ein paar Geraden zum Antreten. Einen Doppelsprung, den wir Hühner nur mit einer Leiter erklimmen können und DEN Hügel der Saison. Dort standen wir in 2er Reihe, haben uns die Stimmbänder rau geschrien und die Sportler angefeuert. Was ein Tag! was ein Erlebnis! was eine Materialschlacht! Die Schaltwerke sind gerissen wie mein Geduldsfaden an der Rezeption wenn ich 100x erkläre, wann die Rosen blühen. Aber zurück zur Strecke:
In Sicherheit wiegend sind wir nach dem letzten Rennen ins Hotel. Lecker gegessen und um 20 Uhr Licht aus. Wie in der Jugendherberge. Sonntag. Renntag. Susi bei der DM. Das wird ein Tag. Das wird mein Tag. Weil nämlich, Schlamm und Matsch mag ich! Ein Blick aus dem Fenster hat gereicht, mir den Puls auf knapp 200 hochzupushen: FROST! Und damit man das Drama auf der Strecke nicht so sieht: PUDERZUCKERSCHNEE. Ziemlich kleinlaut kamen wir wieder ins Teamlager. Immer noch die Hoffnung im Herzen, dass sich die Strecke erwärmen möge. Aber nein. Es blieb: kalt. Und damit war die Strecke „beinahe Lebensgefährlich“ (Augenzwinkernder O-Ton Kommentar einer Mitfahrerin). Die tiefen Spurrinnen machten die Abfahrten zu einem Glücksspiel. Leicht angetauter Glibberlehmmatsch ist so ungefähr das schön-schlimmste, was einem Crosser auf der Strecke widerfahren kann. „Ab durch die Mütze“, sagte eine andere mit vor Aufregung klappernden Zähnen und meinte eigentlich „Ab durch die Mitte!“ Humor ist, wenn man trotzdem lacht.
Und so fuhren ca. 35 ziemlich aufgeregte Hühner im Alter von 19-46 Jahren den 3,2km langen, schweren, technisch hoch anspruchsvollen Kurs. Die Zuschauer waren der absolute Brüller. Im wahrsten Sinne des Wortes. Eigentlich sagte mein Hirn: „Das geht nicht mehr! Den Hügel kommst‘ nicht mehr `rauf.“ Und dann die „Susi Susi Suuuusiiiiii“ Rufe – da kann ich doch nicht stehen bleiben! Ein Schauer über den Rücken jagte den nächsten. Das Rennen war von Stürzen gespickt – und damit meine ich jetzt nicht meine 3-5 sondern ALLE Damen. Es schien so, dass der Sieg an die Fahrerin gehen soll, die am wenigsten stürzt – oder zumindest am wenigsten Respekt vor der Strecke hat. Ich sags Euch, Schlamm-Catchen kann nicht spannender sein!
Pechvogel des Tages war meine Teamchefin Anne. Das Hexen an der Strecke stehen, war uns wohl bekannt. Aber dass sie sich Anne ausgesucht haben, ach das war zu schade: „Pittel Pottel Pattel – ich hol mir Deinen Sattel – sprach die Defekthexe und verschwand im Sand: Auf Platz 11 liegend (die Platzierung müsst ihr Euch mal auf der Zunge zergehen lassen!!!) fliegt ihr Sattel in den Matsch: aber ohne Rad. Nun mag ja der eine oder andere schlau sprechen und sagen: „Sättel werden sowieso total überbewertet“ – aber so ganz ohne ist dann auch blöd. Anne als „reife Kampfsau“ (Anne über Anne) ist eine ½ Runde gelaufen, hat das Rad gewechselt (Auswahl genug war da) und sich noch den 17. Platz erkämpft. „Je oller je doller“ kann ich da nur sagen und stellvertretend für alle Frauen-Elite Hühner den Helm ziehen.
Lena hat sich mehr als tapfer geschlagen! Nach Krankheit und Formtief scheint sie rechtzeitig auf dem Weg der Besserung zu sein und lag lange in den Top 20. Durch den Riss ihres Schaltwerkes (das gefühlt 100. an diesem Wochenende) musste sie sich auch auf Schusters Rappen auf den Weg ins Ziel machen und kam glücklich strahlend als 21. dort an.
Ich für meinen Teil bin mit Platz 18 superzufrieden. Das regelmäßige Rad wechseln hat zwar ein paar Sekunden gekostet, aber immerhin kam ich rollend ins Ziel. Ich bin mehr als stolz, dass ich diese Matschhölle ohne schlimme Blessuren überstanden habe und das Erlebnis „Deutsche Meisterschaft“ nun endlich fühlen kann.
Ein mehr als erfolgreiches wie fröhliches, spannendes, aktives, sportliches, teamorientiertes Wochenende neigt sich dem Ende und als ich mich ordnungsgemäß auf der Rolle ausrollern wollte – durfte ich das nicht, weil der Teamchef mich an die Strecke schickte zum „Männer gucken!“ EIN TRAUM!!!!!
Danke an Anne & Jörg, dass ich bei diesem Event dabei sein durfte. Danke an Thomas, Steff und Norbert für den Support, fürs Radwaschen, Händchenhalten und Verpflegen. Danke an alle Zuschauer und freiwilligen Helfer und DANKE an Bad Salzdetfurth für – ach einfach alles!!!
Und 2014 halte ich mir das Wochenende richtig frei. Versprochen, Anne & Jörg!
In diesem Sinne,
Bis bald im Wald
Lieber Gruß von Susi